Kreuzbandriss

kreuzbandriss

Kreuzbandriss – Definition

Der Kreuzbandriss (auch: Kreuzbandruptur) ist eine der häufigsten Knieverletzungen, die auf einen Auto- oder Sportunfall zurückgehen. Bei einem Kreuzbandriss kommt es zu einem Riss des vorderen oder hinteren Kreuzbandes im Knie. In manchen Fällen können auch beide Kreuzbänder gemeinsam reißen. Manchmal kommt es dabei zur Schädigung anderer Teile des Kniegelenks. So zum Beispiel dem Außenbandriss. In der Regel reißt das vordere Kreuzband. Das stabilere hintere Kreuzband ist deutlich seltener von einem Riss oder Teilriss betroffen. In jedem zehnten Fall liegt allerdings nur ein Anriss des vorderen oder hinteren Kreuzbands vor. Zur Risikogruppe gehören vor allem Freizeit- und Profisportler, die Sportarten betreiben, bei denen abrupte Dreh- und Stoppbewegungen ebenso an der Tagesordnung sind wie der physische Kontakt mit einem Gegner. Frauen sind im Vergleich zu Männern 2- bis 3-mal so häufig von Kreuzbandrissen betroffen. Sportmediziner vermuten hinter diesem Phänomen anatomische Unterschiede im Bereich der Intercondylar-Kerbe.

Kreuzbandriss – Ursachen

Ursächlich für die Ruptur des Kreuzbands ist meist ein sogenanntes „Verdrehtrauma“ infolge einer äußeren Gewalteinwirkung. Besonders häufig entsteht ein solches Verdrehtrauma, bei dem das Knie abgebremst und gleichzeitig verdreht wird, dadurch, dass der Fuß samt Unterschenkel durch äußere Umstände fixiert ist und sich der Oberschenkel in unnatürlicher Weise verdreht. Durch diese Verdrehung wirkt eine hohe Kraft auf das Kreuzband, der dieses nicht mehr Standhalten kann. Ein typisches Beispiel sind unkontrollierte Stürze beim Skifahren, wobei der Unterschenkel in einem hohen Skischuh steckt und der daran montierte Ski wie ein großer Hebel Kraft auf das Knie ausübt. Ein weiteres Beispiel ist das „Hängenbleiben im Rasen“ mit Stollenschuhen bei Fußballern oder Football-Spielern. In vielen Fällen kommt es sogar zur sogenannten „unhappy triad“. Unter diesem „unglücklichen Dreiklang“ verstehen Sportler und Mediziner, den Umstand, dass die Ruptur des Kreuzbands mit einer Verletzung des Innenbands und des Innenmeniskus einhergeht. Auch äußere Gewalteinwirkung durch den Kontakt mit einem Gegenspieler (z.B. beim Fußball) oder durch den Aufprall beim einem Autounfall kann zu einem Riss des vorderen oder hinteren Kreuzbands führen. Für den Riss des hinteren Kreuzbandes ist äußere Gewalteinwirkung die mit Abstand häufigste Ursache.

Kreuzbandriss – Symptome

Einen Kreuzbandriss erkennst Du im Moment der Verletzung vor allem anhand eines akuten und heftigen Schmerzes, der oftmals als stechend beschrieben wird. Typischerweise lassen die Schmerzen bei Entlastung des Knies zunächst deutlich nach. Wird das Knie anschließend erneut belastet, ist der Schmerz wieder in der zuvor verspürten Intensität vorhanden. Manchmal wird der Riss selbst auch durch ein hörbares Knacken begleitet. Neben dem Schmerz zeigt sich der Kreuzbandriss durch zunehmende Instabilität des Kniegelenks. Sowohl beim Riss des vorderen als auch des hinteren Kreuzbands fühlt sich das Knie beim Gehen wackelig an. Vor allem bei Bewegungsvorgängen wie dem Treppenauf- und absteigen kannst Du spüren, wie sich Oberschenkel und Unterschenkel leicht nach hinten gegeneinander verschieben.

Kreuzbandriss – Behandlung

Wie der Kreuzbandriss behandelt wird, hängt vor allem von dem Schweregrad der Verletzung, der Betroffenheit weiterer Gelenkbestandteile und vom Patienten selber ab. Vor der konservativen oder operativen Behandlung solltest Du jedoch auf die korrekte Erste Hilfe achten:

Erste Hilfe bei Kreuzbandriss

Beim Verdacht auf einen Kreuzbandriss solltest Du Dich wie auch bei jeder anderen Knieverletzung zunächst an die PECH-Regel halten. Auf diese Weise kannst Du Schmerzen effektiv lindern, die Schwellung gering halten und das Risiko für weitere Schäden am Knie senken. Pause: Unterbrich sofort die sportliche Belastung und versuche Dein Knie zu entlasten. Im Idealfall lässt Du Dich stützen oder Dir Unterarmgehstützen besorgen. Eis: Ein Kreuzbandriss sollte so schnell wie möglich mit Eis, Kühlakkus oder Kryospray behandelt werden. Auf diese Weise kann die Schwellung eingedämmt und das Entstehen großer Blutergüsse durch verletzte Blutgefäße verhindert werden. Compression (Kompression): Lege einen Druckverband an. Auch dieser hilft dabei, die Schwellung zu minimieren. Hochlagern: Stell Dein Knie ruhig und lagere es hoch, um es zu entlasten und den Abfluss von Flüssigkeit aus der Schwellung zu erleichtern. Gegen die Schmerzen kannst Du auch bereits vor dem Besuch im Krankenhaus gängige Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac einsetzen. Von gerinnungshemmenden Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure (z.B. in Aspirin) solltest Du hingegen keinen Gebrauch machen, da diese die Bildung von Blutergüssen im Knie fördern können.

Konservative Behandlung einer Kreuzbandruptur

Bei der konservativen Behandlung wird das Knie zunächst für mehrere Wochen komplett ruhiggestellt. Dazu kommt meist eine Schiene in Kombination mit Schmerzmitteln zum Einsatz. Nach der Abnahme der Schiene folgt eine umfangreiche Physiotherapie, im Rahmen derer die schrittweise Kräftigung und Mehrbelastung der Oberschenkelmuskulatur auf dem Plan steht. Eine kräftige Oberschenkelmuskulatur ist die Basis für ein stabiles Knie. Zur Anwendung kommt die konservative Behandlung in der Regel bei einem Teilriss sowie bei älteren oder sportlich weniger ambitionierten Menschen. Allerdings wächst ein konservativ behandeltes Kreuzband nicht mehr an. Durch eine kräftige Oberschenkelmuskulatur können viele Menschen auch völlig problemlos ohne Kreuzband ihren Alltag bewältigen und sogar Sport wie Radfahren oder Laufen betreiben. Beim Sport ist es jedoch sinnvoll, das Knie durch eine passende Orthese zu stabilisieren.

Wann ist eine Kreuzband-Operation notwendig?

Eine Operation ist immer dann unausweichlich, wenn neben dem Kreuzband andere Gelenkstrukturen verletzt worden sind. Häufig geht ein Kreuzbandriss beispielsweise mit einem Riss oder gar knöchernen Abriss des Innenbands daher. Um die Stabilität des Kniegelenks wiederherzustellen, bedarf es daher eines Eingriffs. Während eine Kreuzbandoperation abseits dieser medizinischen Notwendigkeit früher nur bei Leistungssportlern durchgeführt wurde, empfehlen die meisten Unfallchirurgen den Eingriff sowohl bei Hobbysportlern als auch bei jüngeren weniger sportlichen Menschen. Hintergrund ist eine dauerhaft höhere Belastbarkeit des Knies im Arbeitsalltag sowie die Möglichkeit, auch Kontaktsportarten mit komplexen Bewegungsmustern ohne Einschränkung ausüben zu können. Im Rahmen der Kreuzband-OP wird das verletzte Kreuzband im Zuge einer meist minimal-invasiven Operation entweder durch Nähen wiederhergestellt oder bei einem größeren Schaden durch eine Plastik ersetzt. Auch an die operative Therapie schließt sich eine intensive Physiotherapie an. Bei entsprechender Nachbehandlung und gewissenhaftem Training ist die volle sportliche Belastbarkeit bei vielen Patienten nach etwa sechs bis acht Monaten wieder gegeben.

Die besten Übungen für zuhause

Wie Du siehst, ist die langsame Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur der Schlüssel zu einer erfolgreichen Kreuzbandriss-Behandlung. Das gilt sowohl für die operative als auch für die konservative Therapie. Die folgenden Übungen sind ideal für eine langsame Belastungssteigerung, nachdem Dir Dein Arzt die Freigabe erteilt hat:

Oberschenkel strecken

Setze Dich mit ausgestreckten Beinen auf eine Trainingsmatte, Dein Bett oder Dein Sofa. Spanne nun Deinen Oberschenkel an und versuche dabei, Deine Kniekehle in Richtung Trainingsmatte zu drücken. Halte die Position für etwa 10-15 Sekunden (später kannst Du die Dauer steigern) und lege anschließend eine Pause von 5-10 Sekunden ein. Ideal sind 10-15 Wiederholungen am Stück, die Du mehrfach pro Woche 2- bis 3-mal am Tag ausführst.

Fersengleiten

Setze Dich mit gestreckten Beinen auf den Boden. Lege ein Stückpapier oder eine Socke unter die Ferse Deines verletzten Beins, damit die Ferse besser über den Boden gleitet. Stütze Deinen Oberkörper seitlich mit den Armen ab und ziehe nun Dein verletztes Bein langsam an. Achte dabei darauf, dass die Knieachse gerade bleibt. Winkle Dein Bein nur so weit an, wie es der Schmerz im Kniegelenk zulässt. Mit fortschreitender Heilung bzw. Kräftigung nimmt der mögliche Beugungswinkel zu. Kehre anschließend langsam in die Ausgangsposition zurück. Wiederhole die Übung 2- bis 3-mal pro Tag jeweils 10-mal.

Sprunggelenkstrecken mit Theraband

Nimm ein elastisches Trainingsband (z.B. Theraband) zur Hand und schlinge es einmal um den Vorderfuß Deines verletzten Knies, sodass Du beide Enden bequem greifen kannst. Setze Dich mit ausgestreckten Beinen auf die Couch oder eine Trainingsmatte und übe mit Deinen Armen Zug auf das Trainingsband aus. Strecke Dein Sprunggelenk nun gegen den Widerstand nach vorne und halte die Spannung für 10-15 Sekunden. Später kannst Du die Belastungsdauer steigern. Löse die Spannung langsam und lege eine kurze Pause ein, bevor Du mit dem nächsten Durchgang beginnst. Ideal sind auch hier 2- bis 3-mal täglich 10 Durchgänge.

Weiterführende Maßnahmen für ein stabiles Knie

Nachdem Du die grundlegende Kräftigung des Knies z.B. mit Hilfe der vorgestellten physiotherapeutischen Übungen abgeschlossen hast, kannst Du mit folgenden Maßnahmen weiter an der Kräftigung und Stabilisierung Deines Knies arbeiten: Ausdauertraining: Zunächst sind knieschonende Sportarten wie Radfahren (ohne kraftintensive Sprints!) sowie Training auf dem Stepper, Bergaufgehen, Walken und Schwimmen (zunächst nur Kraulschwimmen) ideal. Stabilisierung durch Balance- und Koordinationstraining: Übungen auf sogenannten Balance-Plates schulen die inter- und intramuskuläre Koordination und helfen Dir dabei, Dein Knie zu stabilisieren. Muskelaufbau im verletzten Oberschenkel: Durch die Verletzungspause hat in der Regel auch die Muskulatur des verletzten Beins gelitten. Ziel ist zunächst der einseitige Muskelaufbau, um die muskuläre Balance wiederherzustellen. Ideal sind einbeinige Kräftigungsübungen wie einbeinige Kniebeuge, Ausfallschritte, Leg-Curls und Leg-Extension. Prophylaxe durch Kräftigung: Sobald beide Beine wieder auf einem gleichen Kraftniveau sind, verschiebt sich der Fokus auf den gleichmäßigen Muskelaufbau, um beide Knie zu stabilisieren und eine erneute Verletzung zu vermeiden. Hier kannst Du unter anderem auf die beidbeinig ausgeführten Versionen der genannten Übungen setzen. Regelmäßiges Ausdauer- und Balance-Training ist ebenfalls hilfreich.