Kapselriss – Definition
Jedes unserer Gelenke ist von einer Art Schutzmantel aus Bindegewebe umgeben, der Gelenkkapsel. Im Inneren der Gelenkkapsel befindet sich die Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit), dank derer sich die beiden Knochen, die ein Gelenk bilden, reibungslos bewegen können. Reißt die Gelenkkapsel etwa durch eine plötzliche Überbelastung, sprechen Mediziner von einem Kapselriss. Ein solcher Riss kann prinzipiell an jedem Gelenk auftreten. Besonders häufig betroffen sind jedoch die Finger, die Knie und die Schultergelenke. Kapselrisse treten unabhängig von Alter oder Geschlecht auf. Nichtsdestotrotz zählen Sportler und vor allem Ballsportler zu Risikogruppe.
Kapselriss – Ursachen
Kapselrisse entstehen in der Regel durch plötzlich auftretende und extreme Belastungen der Gelenke, bei denen das betreffende Gelenk überdehnt oder mit großer Kraft in eine nicht natürliche Bewegungsrichtung gezwungen wird. Die häufigste Ursache sind Traumen im Rahmen von Sportverletzungen, durch Umknicken oder Stürze. In vielen Fällen wird ein Kapselriss auch durch Fremdeinwirkung wie etwa einen Schlag oder Tritt verursacht. Ein klassisches Beispiel sind Ballsportarten wie Basketball, Handball oder Volleyball. Trifft der Ball hier mit hoher Energie falsch auf die gespreizten Finger, wird das Gelenk überdehnt. Ist die einwirkende Kraft groß genug, reißt die Gelenkkapsel. Am Kniegelenk tritt der Kapselriss oftmals auch gemeinsam mit einem Innenbandriss auf, da das Innenband fest mit der Gelenkkapsel verwachsen ist.
Kapselriss – Symptome
Ein Kapselriss macht sich meist bereits im Moment der Verletzung anhand eines starken Schmerzes im betroffenen Gelenk bemerkbar. Der zunächst stechende, manchmal auch als blitzartig beschriebene Schmerz, geht typischerweise schrittweise in einen pulsierenden Schmerz über. Infolge des Risses kommt es unmittelbar zum austreten von Gelenkflüssigkeit, wodurch das betroffene Gelenk sehr schnell stark anschwillt. Die entstehende Schwellung ist berührungs- und druckschmerzempfindlich. Infolge der Schwellung nimmt die Beweglichkeit des Gelenks zunehmend ab. Werden durch die mechanische Gewalt auch kleinere Blutgefäße verletzt, bildet sich zudem ein Bluterguss, der die Beweglichkeit weiter einschränkt. Letzterer wird speziell bei größeren Gelenken wie dem Knie oder der Schulter oftmals erst nach einigen Tagen sichtbar. In manchen Fällen kannst Du beim Durchbewegen des verletzten Gelenks ein knackendes Geräusch wahrnehmen.
Wie unterscheidet sich ein Kapselriss von einem Bänderriss?
Ein Kapselriss und ein Bänderriss repräsentieren zwei distinkte Verletzungsmuster des muskuloskelettalen Systems, obwohl sie oft klinische Überschneidungen aufweisen können.
Beginnen wir mit dem Kapselriss: Die Gelenkkapsel ist eine straffe, bindegewebige Struktur, die ein Gelenk umschließt und dabei hilft, die Stabilität des Gelenks zu gewährleisten, indem sie den Gelenkraum abdichtet und die Gelenkschmiere enthält. Ein Kapselriss tritt auf, wenn es zu einem Riss oder einer Zerrung dieser strukturellen Komponente kommt, oft durch eine Überstreckung oder eine starke, direkte Belastung.
Im Gegensatz dazu sind Bänder starke, bandförmige Strukturen, die Knochen miteinander verbinden und so zur Stabilisierung des Gelenks beitragen. Ein Bänderriss resultiert typischerweise aus einer starken Belastung oder Überdehnung der Bänder, die über ihre physiologische Toleranz hinausgeht, wodurch es zum teilweisen oder vollständigen Riss kommen kann.
Beide Verletzungen präsentieren sich klinisch oft mit Symptomen wie Schmerz, Schwellung und eingeschränkter Beweglichkeit des betroffenen Gelenks. Dennoch kann ihre Diagnostik und Behandlungsstrategie unterschiedlich sein. Während bei einem Kapselriss oft konservative Maßnahmen wie Ruhigstellung und physiotherapeutische Rehabilitation ausreichend sind, kann ein Bänderriss in schweren Fällen eine chirurgische Intervention erfordern, um die Gelenkstabilität wiederherzustellen.
Kapselriss – Behandlung
Das größte Problem beim Verdacht einer Kapselverletzung ist, dass diese Verletzungen schwer zu diagnostizieren sind. Die entsprechenden Symptome treten immerhin auch bei verschiedenen anderen Gelenksverletzungen auf. Häufig ist der Kapselriss auch nicht die einzige Verletzung, da durch die mechanische Überdehnung oft auch Bänder verletzt sind. Abhilfe verschafft nur ein Besuch beim Arzt, der seine Diagnose mit Hilfe bildgebender Verfahren wie Röntgen, Ultraschall oder einer Magnetresonanztomographie (MRT) stellt. Die Behandlung des Kapselrisses erfolgt dabei in der Regel konservativ nach der sogenannten PECH-Regel, an der auch Du Dich orientieren kannst.
Die PECH-Regel
Pause: In den Tagen und Wochen nach der Verletzung ist es wichtig, dass Du das verletzte Gelenk schonst und nicht unnötig belastest. Um die Schonung zu unterstützen, kannst Du eine Schiene verwenden. Vor allem bei Kapselverletzungen der Finger kommen Klettschienen zum Einsatz, mit deren Hilfe der verletzte Finger an einem gesunden Finger fixiert wird, um diesen ruhigzustellen. Mit fortschreitender Heilung kannst Du das betroffene Gelenk mit Hilfe von kinesiologischem Tape stabilisieren. Informationen dazu, wie das Tapen bei einem Kapselriss funktioniert, findest Du ebenso wie das Tape selbst im Internet. Alternativ überlässt Du das Tapen einem ausgebildeten Physiotherapeuten. Eis: Kühlung ist ein enorm wichtiger Faktor, der dazu dient das zu starke Anschwellen zu verhindern und Schmerzen zu lindern.
Am besten beginnst Du mit der Kühlung unmittelbar nach der Verletzung für 20-30 Minuten. Compression (Kompression): Ein Kompressionsverband oder eine Kompressionsbandage hilft ebenfalls der Stabilisierung, lindert Schmerzen und verhindert weitere Verletzungen. Hochlegen: Durch das regelmäßige Hochlegen verhinderst Du, dass das verletzte Gewebe in der akuten Phase zu stark durchblutet wird. Bei starken Beschwerden verordnen Mediziner kühlende und abschwellende Medikamente. Hinzu kommen Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac zur Schmerzbekämpfung gerade bei großen Gelenken wie dem Knie- und Schultergelenk. Achtung: Nimm bei einer Kapselverletzung keine Medikamente mit Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) ein. Die gerinnungshemmende Wirkung fördert die Durchblutung des verletzten Gewebes und kann zu weiteren Blutergüssen führen.
Wann ist ein Kapselriss ausgeheilt?
Typischerweise verschwinden die größten Schmerzen bereits nach ein paar Tagen. Nach ein bis zwei Wochen ist oftmals auch von der Schwellung und den Blutergüssen nicht mehr viel zu sehen. Bewegungs- und Belastungseinschränkungen halten oft aber noch mehrere Wochen vor. Bevor das betroffene Gelenk wieder vollständig belastbar und durchbewegbar ist, dauert es mindestens sechs Wochen.