Hüftdysplasie

hüftdysplasie

Hüftdysplasie – Definition

Unter einer sogenannten Hüftdysplasie versteht man eine Fehlbildung der Gelenkpfanne des Hüftgelenks. Diese Fehlbildung kann entweder angeboren sein oder im Lauf des Lebens erworben werden. Infolge der Hüftdysplasie findet der Gelenkkopf keinen ausreichenden Halt in der Gelenkpfanne, was im unbehandelten Zustand zur dauerhaften Schädigung der Gelenkpfanne und des Gelenkkopfes führen kann. In der Folge kann zu vorzeitiger Abnutzung der Gelenke (Arthrose) sowie zu schwerwiegenden Gehbehinderungen kommen. In schweren Fällen kann gar der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens aus der Gelenkpfanne rutschen. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer Hüftluxation. Gleitet der Gelenkkopf nur teilweise aus der Gelenkpfanne, spricht man von einer Subluxation. Je nachdem, welche Seite des Hüftgelenks eine Fehlbildung aufweist, kann das linke oder rechte Hüftgelenk betroffen sein. In einigen Fällen tritt die Hüftdysplasie gleichzeitig an beiden Hüftgelenken auf, wobei die einseitige Variante mit ca. 60 Prozent der Fälle am häufigsten ist.

Hüftdysplasie – Ursachen

Aktuell forscht man in der Medizin an den genauen Ursachen der Hüftdysplasie. Bisher lässt sich die in der Regel angeborene Fehlstellung aber nicht auf spezifische Ursachen zurückführen. Allerdings gibt es einige identifizierte Risikofaktoren, die die Entstehung der Hüftdysplasie und auch der Hüftluxation begünstigen können. Ein wichtiger Faktor ist die Lage des Fötus im Mutterleib. Statistisch betrachtet ist das Risiko für eine Hüftdysplasie bei Babys, die in der sogenannten Steiß- oder Beckenendlage geboren werden, im Vergleich zu anderen Babys 25-mal höher. Auch der Hormonhaushalt der Mutter hat einen großen Einfluss auf die mögliche Entwicklung der Fehlstellung. Wissenschaftler vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Schwangerschaftshormon Progesteron und der Hüftdysplasie. Hintergrund ist die Tatsache, dass das Hormon den Beckenring der Mutter vor der Geburt lockert. Insbesondere bei weiblichen Föten kann es im Rahmen dieses Prozesses zur Lockerung der Hüftgelenkskapsel kommen. Eine lockere Kapsel indes begünstigt das Entstehen der Fehlstellung. Zu den weiteren Risikofaktoren gehören: Genetische Veranlagung für die Ausbildung einer Hüftdysplasie. Demnach besteht ein erhöhtes Risiko, sofern bereits andere Familienmitglieder eine solche Hüftfehlstellung aufweisen. Beengte Verhältnisse und wenig Bewegungsspielraum für den Fötus bzw. das Baby im Mutterleib. Ein klassisches Beispiel für erhöhtes Risiko ist eine Mehrlingsschwangerschaft. Missbildungen von Beinen, Füßen oder der Wirbelsäule können sich auf die Ausbildung einer Hüftdysplasie auswirken. Entweder besteht diese bereits bei der Geburt oder entsteht langsam infolge mechanischer Auswirkung bei der Bewegung der missgebildeten Körperteile. Fehlhaltungen der Hüftgelenke nach der Geburt haben ähnliche Auswirkungen, da eine ungleichmäßige Belastung der Gelenkstrukturen vorliegt. Muskuläre bzw. neurologische Erkrankungen wie der sogenannte offene Rücken (Spina bifida) gelten ebenfalls als Risikofaktor.

Traumatische Ursachen für eine Hüftluxation

Eine Hüftluxation kann auch durch ein traumatisches Ereignis, also einen Unfall, verursacht werden. Betroffen sind in der Regel Personen im mittleren Lebensalter, die einen Unfall mit einer enormen Krafteinwirkung erleiden. Klassische Beispiele sind neben Stürzen aus großer Höhe auch Autounfälle, bei denen die Knie mit Gewalt am Armaturenbrett anprallen.

Wie häufig kommen Hüftdysplasie und Hüftluxation vor?

Die angeborene Hüftdysplasie ist vergleichsweise selten. Nur etwa 2 bis 3 Prozent aller Neugeborenen kommen mit dieser Fehlbildung auf die Welt. Eine angeborene Hüftluxation ist noch seltener und tritt lediglich bei ca. 0,2 Prozent aller Neugeborenen auf. Insgesamt sind Mädchen jedoch häufiger von einer Hüftdysplasie betroffen als Jungen. Interessanterweise besteht in Sachsen, Thüringen sowie in Tschechien eine regionale Häufung.

Hüftdysplasie – Symptome

Da die angeborene Hüftdysplasie allein meist keine Symptome verursacht, wird diese häufig nicht rechtzeitig erkannt. Daraus resultieren Schäden am Gelenkkopf und der Gelenkpfanne, was später zu einer Hüftluxation sowie Hüftarthrose führen kann. Umso wichtiger ist eine eingehende Untersuchung des Babys nach der Geburt mit einem routinemäßigen Ultraschall im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U2 und U3. Anhand des Verhältnisses zwischen Hüftkopf und Hüftpfanne kann der Arzt eine Hüftdysplasie erkennen. Bei älteren Kindern kann ein Hohlkreuz, ein „Watschelgang“ oder auffälliges Hinken auf die Fehlbildung hindeuten. In einem solchen Fall solltest Du mit Deinem Kind so schnell wie möglich einen Orthopäden oder Kinderarzt aufsuchen, um eine zeitnahe Behandlung zu garantieren. Auch regelmäßige Schmerzen in Knie und Hüfte beim Sport können bei älteren Kindern ein Symptom sein, das Beachtung verdient. Hohlkreuz, Hinken, Schmerzen und Watschelgang sind auch bei Erwachsenen mögliche Symptome einer im Kindesalter unentdeckten und unbehandelten Hüftdysplasie. In vielen Fällen kommt bei Erwachsenen bereits im dritten Lebensjahrzehnt eine schmerzhafte Coxarthrose zum Vorschein.

Symptome einer Hüftdysplasie mit Hüftluxation

Liegt bereits eine teilweise oder komplette Luxation vor, sitzt der Oberschenkelknochen nicht richtig in der Gelenkpfanne. Ein instabiles Hüftgelenk ist bei Kindern ein erstes Anzeichen. Dieses manifestiert sich meist beim Anziehen und Abspreizen der Beine mit einem vernehmbaren Klickgeräusch (Ortolani-Zeichen). Auch wenn sich die Instabilität bei 80 Prozent aller Neugeborenen wieder vollständig zurückbildet, solltest Du unbedingt einen Arzt konsultieren. Befindet sich der Hüftkopf bereits in einer stärkeren Fehllage, springt der Hüftkopf beim Anziehen und Abspreizen der Beine deutlich fühlbar aus der Gelenkpfanne und wieder hinein (Barlow-Zeichen). Auch ein verkürztes Bein kann ebenso wie eine Asymmetrie der Schamfalte und Analfurche (Glutealfaltenasymmetrie) auf eine Hüftluxation hindeuten. Zudem kann das Baby die Beine aus eigener Kraft nur noch unvollständig abspreizen. Infolge einer traumatischen Luxation im Erwachsenenalter treten unmittelbar nach der Verletzung starke Schmerzen im Bereich von Leiste und Gesäß auf. Meist ist das betroffene Bein zudem in der Hüfte gebeugt und nicht bewegungsfähig.

Hüftdysplasie – Behandlung

Die Behandlung der Hüftdysplasie hängt vom Alter des Patienten und dem Schweregrad der Hüftdysplasie bzw. der Hüftluxation ab. Wird die Fehlstellung früh genug erkannt, reicht eine konservative Behandlung meist aus. Hier stehen den Ärzten mehrere Verfahren zur Verfügung.

Leichte Hüftdysplasie durch Reifungsverzögerung

Ist eine leichte Hüftdysplasie infolge einer Reifungsverzögerung diagnostiziert, ist meist keine ärztliche Behandlung erforderlich. Diese Fehlstellung bildet sich in gut 80 Prozent der Fälle binnen zwei Monaten von allein zurück. Eltern können die sogenannte Ausreifung des Hüftgelenks unterstützen, indem sie zu besonders breiten Windeln greifen. Der Arzt übernimmt lediglich eine überwachende Funktion mittels bildgebenden Verfahren wie Ultraschall.

Höhergradige Hüftdysplasie

Bei einer stärker ausgeprägten Fehlbildung, bei der sich der Gelenkkopf aber immer noch in der Pfanne befindet, erfolgt die Behandlung durch eine Abspreizschiene oder eine Spreizhose. Diese Maßnahmen stabilisieren das Gelenk und sorgen dafür, dass sich die Hüftgelenkspfanne „normal“ ausbilden kann. In der Regel dauert der ebenfalls durch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen überwachte Prozess rund 12 Monate.

Hüftdysplasie mit Hüftluxation

Liegt eine Luxation des Gelenkkopfs vor, muss der Hüftkopf zunächst wieder in die Pfanne eingerenkt werden (Reposition). Damit der Hüftkopf nicht erneut aus der Gelenkpfanne rutscht, sind Stabilisierungsmaßnahmen (Retention) notwendig. Kinder unter 9 Monaten erhalten dazu eine sogenannte Repositionsbandage. Diese macht sich die Strampelbewegungen des Babys zunutze, sodass sich das betroffene Gelenk durch das Strampeln selbst einrenken kann. Sitzt der Gelenkkopf in der richtigen Position, wird er durch die Bandage in seiner Position gehalten. Alternativ ist auch das manuelle Einrenken des Hüftkopfes in einer Kurznarkose möglich. Ein in der Hock-Sitz-Position angelegter Gips sorgt schließlich für eine dauerhafte Stabilisierung des Gelenks. Während der Gips das Gelenk stabilisiert, kann sich dieses normal entwickeln. Bei älteren Kindern hingegen greift man zu einem Streckverband (Overheadextension) und einer anschließenden Ruhigstellung mittels Schiene, Bandage oder Gipsverband.

Behandlung traumatischer Hüftluxation bei Erwachsenen

Da die traumatische Hüftluxation sehr schmerzhaft ist, liegt der Fokus der Behandlung zunächst auf der Schmerzbekämpfung durch Schmerzmittel und eine schmerzarme Lagerung. Ferner folgen bildgebende Verfahren wie Röntgen und Computertomographie (CT), um den Verrenkungsgrad der Hüfte und potentielle Brüche zu identifizieren. Liegt ein Bruch im Bereich der Gelenkpfanne vor, ist eine Operation meist unumgänglich. Nur so lassen sich Spätfolgen wie verfrühter Gelenkverschleiß verhindern. Ist kein Bruch zu erkennen, leitet der Arzt für das Einrenken des Gelenks eine Narkose ein. Ohne Narkose ist das Einrenken nicht möglich, da das Verfahren extrem schmerzhaft ist und schmerzbedingte Muskelverspannungen in der betreffenden Region das Einrenken unmöglich machen. Auch wenn bei einer einfachen Einrenkung kein stationärer Aufenthalt notwendig ist, sollten Patienten ihre Hüfte zumindest einige Wochen schonen.

Wann muss der Arzt eine Hüftdysplasie operieren?

Bei Säuglingen ist in der Regel keine Operation notwendig, wenn die Fehlbildung im Rahmen der U-Untersuchungen frühzeitig erkannt wurde. Bei Erwachsenen, Jugendlichen oder Kindern über drei Jahren ist eine Operation hingegen der einzige Weg. Nur so lassen sich Spätfolgen wie Arthrose oder gar die Notwendigkeit eines künstlichen Hüftgelenks verhindern.

Hüftdysplasie und Sport

Damit unsere Gelenke gesund bleiben, müssen diese regelmäßig durchbewegt werden. Nur so können die Knorpelstrukturen mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt werden. Besonders wichtig ist die Verbindung aus Hüftdysplasie und Sport aber nicht nur, um den Gelenkknorpel selbst zu stärken. Mindestens ebenso wichtig ist die Kräftigung der umliegenden Muskulatur, Bänder und Sehnen, die das Hüftgelenk stabilisieren und so dem Gelenkverschleiß entgegenwirken. Bei Hüftdysplasie ist Sport daher sowohl bei erwachsenen Patienten als auch bei Kindern zu empfehlen.

Welcher Sport ist bei Hüftdysplasie möglich

Hüftdysplasie und Sport sind im Rahmen der individuellen Belastbarkeit und des vorhandenen Schadens nicht nur physiologisch sinnvoll, sondern auch aus psychologischer Perspektive empfehlenswert. Allerdings sollte der individuelle Belastbarkeitsrahmen zunächst mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden, um die Belastung optimal zu gestalten. Grundsätzlich sind viele Sportarten möglich, die das Hüftgelenk nicht allzu stark belasten. Neben gezieltem Krafttraining unter fachkundiger Anleitung (kein Bodybuilding!) bieten sich folgende Sportarten bei Hüftdysplasie an: Radfahren (möglichst ohne Wiegetritt) Wandern (in moderatem Gelände) Walking / Nordic-Walking Skilanglauf (mit moderater Belastung) Schwimmen in Wechselschlagtechniken (sogar Leistungsorientierung möglich) Aquajogging / Aquagymnastik Yoga (nicht alle Asanas) Pilates Für das Betreiben dieser und anderweitiger Sportarten ist eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt in jedem Fall anzuraten. Unabhängig von der Sportart ist es von höchster Wichtigkeit, die Belastung nur so weit zu führen, wie es die Schmerzen zulassen.

Ungeeignete Sportarten bei Hüftdysplasie

Wer unter einer Hüftdysplasie leidet, muss auf einige Sportarten verzichten, die die Hüftgelenke zu stark belasten. Dazu gehören insbesondere Sportarten mit extremer Beinspreizung, großen statischen Belastungsmomenten für die Hüfte, Schnellkraftsportarten sowie Übungen, die eine direkte traumatische Einwirkung auf das Hüftgelenk haben. Zu Letzterem zählen unter anderem Kampfsportarten wie Judo sowie Sprungdisziplinen. Auch Sportarten in denen rasche Drehungen, Antritte und Abbremsbewegungen eine Rolle spielen, sind meist kontraproduktiv für eine vorhandene Hüftdysplasie. Unter dieses Raster fallen damit auch Volkssportarten wie das Joggen sowie die meisten Ball- und Racket-Sportarten.