Gleitwirbel – Definition
Beim sogenannten Gleitwirbel (auch: Spondylolisthese) handelt es sich um eine Instabilität der Wirbelgelenke, wodurch sich die Wirbelkörper leicht aus der natürlichen Position heraus verschieben. Das Wirbelgleiten ist sowohl nach hinten (dorsale Spondylolisthese) als auch nach vorne (ventrale Spondylolisthese) möglich. Obwohl ein Gleitwirbel theoretisch in der gesamten Wirbelsäule auftreten kann, ist die Lendenwirbelsäule (vor allem L4 und L5) am häufigsten betroffen. Die Spondylolisthese macht sich sowohl anhand von Rückenschmerzen als auch durch Bewegungseinschränkungen in der betroffenen Region bemerkbar. Mediziner schätzen, dass das Wirbelgleiten für rund 2 Prozent aller Rückenschmerzfälle in Deutschland verantwortlich ist. Interessanterweise leiden Inuit (schätzungsweise 40 Prozent der Bevölkerung) in extremer Weise unter Gleitwirbeln.
Gleitwirbel – Ursachen
Voraussetzung für die Verschiebung eines Wirbels gegenüber den anderen Wirbeln ist die Schädigung der flexiblen Gelenkverbindung zwischen den Gelenkfortsätzen der Wirbelkörper. Ist diese Struktur beschädigt, erhält der betroffene Wirbel eine höhere Bewegungsfreiheit und kann leichter aus seiner Position rutschen. Die Ursachen für eine solche Schädigung sind vielfältig. Die wohl häufigste Ursache sind degenerative Veränderungen am betreffenden Wirbel, die mit steigendem Alter zunehmen, da das Bandscheibengewebe unter anderem durch Flüssigkeitsverluste an Dämpfungswirkung verliert. Infolge der so stattfinden Annäherung der Wirbelkörper kommt es zur funktionellen Beeinträchtigung der dort befindlichen Bänder und Muskeln. Da die Lendenwirbelsäule besonders hohen Kräften ausgesetzt ist, treten Gleitwirbel hier gehäuft auf. Erschwerend kommt eine unzureichend trainierte Muskulatur als ergänzender Risikofaktor hinzu. Mit einer kräftigen Rückenmuskulatur ist es hingegen möglich, dem Gleitwirbel wieder Stabilität zu verleihen. Eine weitere Ursache ist die erhöhte Belastung der Wirbelsäule. Vor allem in Kombination mit starken Überstreck-Bewegungen kann so eine Sonderform, des Wirbelgleitens begünstigt werden – die sogenannte isthmische Spondylolisthese. Betroffen sind hier vor allem Leistungssportler aus Risikodisziplinen wie Gewichtheben, Turnen, Speerwerfen sowie Delfinschwimmen.
Weitere Ursachen und Risikofaktoren
Traumatische Ursachen: Schwere Verletzungen durch Unfälle, die die Stabilität der Wirbelsäule mindern, können Wirbelgleiten begünstigen. Schwächung der Wirbelsäulenstabilität kann als Komplikation im Rahmen von Wirbelsäulenoperationen auftreten. In manchen Fällen ist das Wirbelgleiten bereits angeboren, wobei Fehlbildungen des Wirbelbogens (z.B. Spondylolyse, Dysplasien) häufig die Ursache sind. Seltene Knochenerkrankungen wie z.B. die Glasknochenkrankheit können ebenfalls zu Wirbelgleiten führen.
Gleitwirbel – Symptome
Das Symptomspektrum ist weit gefächert. Während manche Patienten gar keine Beschwerden spüren, zeigen andere Betroffene wiederum starke Symptome. Insgesamt sind die meisten Symptome relativ unspezifisch, da sie bei verschiedensten Rückenbeschwerden wie Bandscheibenvorfällen und Bandscheibenvorwölbungen ebenfalls auftreten. Demensprechend wichtig ist es, dass Du mit Deinen Beschwerden einen Arzt aufsuchst, der mit Hilfe bildgebender Verfahren eine exakte Diagnose stellen kann. Das eindeutigste Merkmal, an dem Du das Wirbelgleiten erkennst, ist ein Gefühl der Instabilität der Wirbelsäule. Begleitet wird diese Instabilität von Schmerzen unterschiedlichster Ausprägung. Während einige Patienten nur von einem leichten Ziehen im unteren Rücken berichten, spüren andere einen tiefsitzenden Schmerz im Lendenwirbelbereich. Dieser kann ähnlich wie bei klassischen Ischiasschmerzen in das Gesäß und die Oberschenkel ausstrahlen. Besonders intensiv fallen die Schmerzen direkt nach dem Aufstehen aus, wenn die Muskulatur rund um die Wirbelsäule noch entspannt ist. In schwereren Fällen kann der gleitende Wirbel auch eine Nervenwurzel quetschen und damit neurologische Symptome wie Kribbeln in den Beinen, Taubheitsgefühle, Gefühlsstörungen und sogar Lähmungserscheinungen hervorrufen. Spätestens, wenn Du neurologische Symptome feststellst, solltest Du unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Gleitwirbel – Behandlung
Eines vorweg: Bei Gleitwirbeln ist nur in schweren Fällen ein operativer Eingriff wirklich notwendig. In der Regel hast Du es durch die Anpassung Deines Lebensstils und eine aktive Kräftigung der Rumpfmuskulatur selbst in der Hand, Deine Wirbelsäule wieder zu stabilisieren. Die Muskulatur wirkt nämlich wie ein stützendes Korsett. Das wichtigste Behandlungselement ist daher die Kombination aus Krankengymnastik und einer Rückenschule, im Rahmen derer Du lernst, wie Du Deinen Rücken in Beruf und Alltag vor Fehl- und Überbelastung schützt. Im Rahmen der Krankengymnastik erlernst Du weiterhin effektive Kräftigungsübungen zur aktiven Selbsthilfe. Nur, wenn Du diese Übungen auch nach der angeleiteten Therapiephase selbstständig weiterführst, lässt sich die Wirbelsäule nachhaltig stabilisieren. Neben Sportarten wie Schwimmen und klassischen Übungen wie dem Plank und dem Superman zur Kräftigung sind auch Übungen zur Lockerung der Faszien sinnvoll. Die folgende Übung kannst Du problemlos mehrmals pro Woche zuhause ausführen: Fasziengewebe lockern Nimm den Vierfüßler-Stand ein. Behalte Deine Arme im Stütz und lass Dein Becken nun durchhängen. Führe Deine Leisten so weit in Richtung Boden, wie Du kannst. Halte diese Position ca. 30 Sekunden und richte dich wieder auf. Lege eine kurze Pause von 30-60 Sekunden ein und wiederhole die Dehnung 3-5-mal. Ergänzt wird das gezielte Training vor allem in der akuten Phase oftmals durch die Gabe von Schmerzmedikamenten. Vorzugsweise kommen hier Wirkstoffe (z.B. Ibuprofen, Diclofenac) zum Einsatz, die ebenfalls entzündungshemmend wirken. Bei zusätzlichen Verspannungen kann Dir Dein Arzt auch Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxantien) verschreiben. Medikamente solltest Du allerdings nicht als alleinige Therapie betrachten, sondern als Ausgangsbasis für ein erfolgreiches Stabilisierungstraining Deiner Wirbelsäule.
Wann ist eine Operation notwendig?
Eine operative Korrektur des Wirbelgleitens ist nur in wenigen Fällen notwendig, da Du die stabilisierende Korrektur durch regelmäßige Übungen überwiegend selbst im Griff hast. Eine Operation kommt immer dann in Betracht, wenn es sich um eine sehr ausgeprägte Form handelt oder das Wirbelgleiten auch trotz konservativer Behandlung weiter schnell voranschreitet. Unbedingt notwendig ist der Eingriff allerdings, sobald schwere neurologische Symptome wie Motorikstörungen, Sensibilitätsstörungen oder Reflexausfälle auftreten. Im Rahmen einer solchen Operation (Spondylodese), die aufgrund der Erfolgsaussichten fast ausschließlich bei jüngeren Patienten vorgenommen wird, werden die Wirbelkörper in ihrer natürlichen Position versteift.