Impingement Syndrom – Definition
Beim sogenannten Impingement Syndrom handelt es sich um eine Einklemmung von Muskelanteilen, Gelenkkapselteilen oder Sehnen im Gelenkspalt, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nach sich zieht. Infolge der Einklemmung können sich die Sehnen im Gelenkraum nicht optimal bewegen. Umgangssprachlich wird das Impingement Syndrom daher auch als „Engpass-Syndrom“ oder „Schulterenge“ bezeichnet. Durch die mechanische Belastung im Zuge der Einklemmung kann es zu degenerativen Veränderungen am betroffenen Gelenk kommen. Am häufigsten tritt das Impingement Syndrom in der Schulter auf, wobei das Risiko mit zunehmendem Alter steigt. Laut aktuellen Statistiken weißt rund jeder zehnte Bundesbürger zwischen dem 45. bis 55. Lebensjahr ein Schulter-Impingement auf. Häufigkeitsunterschiede zwischen Männern und Frauen gibt es nicht. Neben der Schulter kann auch die Hüfte (Hüftimpingement) oder das Sprunggelenk (Sprunggelenksimpingement) betroffen sein. Mediziner unterscheiden unabhängig vom Ort des Auftretens zwischen zwei Formen des Engpass-Syndroms. Das häufiger auftretende primäre Impingement Syndrom (Outlet-Impingement-Syndrom) geht auf eine Veränderung der Knochenstruktur des betroffenen Gelenks zurück. Beim sekundären Impingement Syndrom (Non-Outlet-Impingement-Syndrom) geht die Problematik auf Schäden an Sehen und Muskeln, Schleimbeutelentzündungen, Verletzungen sowie diverse Erkrankungen zurück.
Impingement Syndrom – Ursachen
Als zugleich beweglichstes aber auch instabilstes Gelenk Deines Körpers ist das Schultergelenk noch stärker für das Engpass-Syndrom gefährdet als die Hüfte. Aufgrund der Enge im Schultergelenk ist die Sehne des Obergrätenmuskels (Musculus supraspinatus) besonders häufig von Einklemmungen betroffen, da diese dicht unterhalb des Schulterdachs verläuft. Entsprechend der Komplexität des Gelenks gibt es zahlreiche Ursachen für die Entstehung des Impingement Syndroms. Die ursächlichen Auslöser für die Einklemmung von Gewebeteilen unterscheiden sich zwischen dem primären und dem sekundären Impingement Syndrom.
Mögliche Ursachen für das Outlet-Impingement
Beim primären Impingment Syndrom (Outlet-Impingement) ist die Ursache meist mechanischer Natur. Durch externe Faktoren wird der Raum unter dem Schulterdach (Subakrominalraum) von außen eingeengt. Typisch sind knöcherne Gegebenheiten wie ein Knochensporn am Schultereckgelenk oder am Schulterdach, die den Sehnen nur eingeschränktes Gleiten ermöglichen. Auch ein abnormal geformtes oder zu stark geneigtes Schulterdach ist ein möglicher Auslöser. Seltener liegt der Grund in einem sogenannten „mobilen Schulterdach“, bei dem der Knochen nicht vollständig verwachsen ist. Hinzu kommen mögliche Ursachen wie Vernarbungen der Rotatorenmanschette oder Verletzungen, die dazu geführt haben, dass die Gelenkflächen nicht mehr zueinander passen. In manchen Fällen kommt es nach einem verheilten Oberarmbruch zu einer Fehlstellung, die das Impingement der Schulter begünstigt.
Ursachen für das Non-Outlet-Impingement
Beim sekundären Impingement wird die Schulterenge durch andere Ursachen hervorgerufen. Ein typischer Auslöser ist eine Rotatorenmanschettenruptur, also ein Riss in der Muskelkapsel, die das Schultergelenk stabilisiert. Häufig verursacht auch ein Ungleichgewicht zwischen den Muskeln im Schulterbereich einen gestörten Bewegungsablauf, woraus sich ein sogenanntes funktionelles Impingement ergibt. Hinzu kommen Ursachen wie eine chronische Schleimbeutelentzündung, Nervenschädigungen, Kalkablagerungen in einer Sehne (Kalkschulter) oder auch das Frozen Shoulder Syndrom.
Überlastung ist eine der Hauptursachen
Die Überlastung der Schulter im Alltag und beim Sport kann das Risiko für die Entwicklung eines Schulterimpingements deutlich erhöhen. Zur Risikogruppe gehören vor allem Personen, die häufig und wiederholt Überkopfbewegungen ausführen. Das trifft beispielsweise auf Handwerker wie Flugzeugmechaniker oder Maler zu. Das gleiche gilt für Sportarten mit dominanten Überkopfbewegungen wie unter anderem Volleyball, Basketball, Handball, Tennis und Speerwerfen.
Impingement Syndrom – Symptome
Das Hauptsymptom des Impingement Syndroms in der Schulter sind die Schmerzen infolge der Einklemmung. Diese treten nicht dauerhaft, sondern nur bei bestimmten Belastungen und Bewegungen auf. So zum Beispiel beim Abspreizen des betroffenen Arms oder bei der Ausübung von Tätigkeiten über Kopfhöhe. Auch in der Nacht kommt es häufiger zu Schmerzen, wenn sich die Schlafposition ändert und Druck auf die Schulter ausgeübt wird. Auch wenn der meist als stechend beschriebene Schmerz in der Regel in der Schulter sitzt, kann dieser auch in den Arm ausstrahlen oder in seltenen Fällen ausschließlich im Oberarm auftreten. Hinzu kommt oftmals ein Schwächegefühl bzw. Kraftverlust inklusive Bewegungseinschränkung im betroffen Arm, wodurch viele alltägliche Handgriffe erschwert oder gar unmöglich werden.
So erkennst Du eindeutige Anzeichen für ein Schulterimpingement
Mediziner sprechen im Zusammenhang mit der Schulterenge oftmals auch vom sogenannten „schmerzhaften Bogen“ als bedeutendes Symptom. Demnach treten vor allem dann Schmerzen auf, wenn ein Patient versucht, seinen Arm in einem Winkel von 60-120 Grad seitlich vom Oberkörper zu spreizen. Sobald der Arm nach oben zeigt, verschwinden die Schmerzen in der Regel wieder. Eine weitere Möglichkeit zur Selbstdiagnose sind der Nacken- und Schürzengriff, da bei beiden Bewegungsabläufen die typischen Beschwerden des Impingements auftreten. Beim Nackengriff legst Du beide Hände so in den Nacken, dass die Daumen in Richtung Boden zeigen. Beim Schürzengriff hingegen führst Du deine Hände mit nach oben gereckten Daumen hinter Deinen Rücken, ganz so als wolltest Du eine Schürze binden. Solltest Du bei diesen Tests die beschriebenen Symptome feststellen, deutet das eindeutig auf ein Impingement der Schulter hin.
Impingement Syndrom – Behandlung
Um die Funktion des Gelenks wiederherzustellen und die völlige Schmerzfreiheit herbeizuführen, reicht eine konservative Behandlung in der Regel völlig aus. Wie bei vielen anderen Beschwerdebildern kannst Du auch beim Impingement Syndrom einen großen Teil zur Linderung bzw. Heilung beitragen. Nichtsdestotrotz ist eine konservative Behandlung langwierig und nimmt oft mehrere Wochen oder gar Monate in Anspruch. Während der akuten Phase macht die Einnahme geeigneter Schmerzmittel Sinn. Mittel der Wahl sind hier in erster Linie schmerz- und entzündungslindernde nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) mit Wirkstoffen wie Diclofenac und Ibuprofen. Sind die Schmerzen besonders stark, kannst Du Dir von Deinem Arzt auch heilungsförderliche Glukokortikoide zusammen mit einer lokalen Betäubung direkt unter das Schulterdach spritzen lassen. Sowohl für die Schmerzbehandlung als auch für das Ausheilen entzündeter Weichteile im Gewebe ist Schonung wichtig. Achte darauf, dass Du Deine Schulter einige Wochen nicht unnötig stark belastest. Nach der akuten Phase spielt Physiotherapie zur Mobilisierung und Kräftigung der Schulter eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Physiotherapie bekommst Du Übungen gezeigt, mit denen Du die Rotatorenmanschette nachhaltig kräftigst. Eine kräftige Rotatorenmanschette wiederum zieht den Oberarmkopf in seine natürliche Position zurück und beseitigt so dauerhaft die Engstelle. Langfristige Besserung bringt die Physiotherapie nur dann, wenn Du diese regelmäßig wahrnimmst und die Übungen auch zuhause durchführst. Empfehlenswert ist ein mehrmonatiges Training mit kurzen Einheiten von 15-30 Minuten an jeweils fünf Tagen pro Woche.
Weitere Maßnahmen zur Behandlung des Impingement Syndroms
Ruhigstellen der Schulter (in schwereren Fällen) Tapen der betroffenen Schulter mit Kinesio-Tape Kälteanwendung (vor allem während der akuten Phase) Wärmetherapie z.B. mit Wärmepflastern, Wärmflasche oder wärmenden Salben Ultraschallbehandlung Stoßwellentherapie (bei einer Kalkschulter) Interferenzstrombehandlung
Wann ist eine Operation notwendig?
Eine operative Behandlung ist in den meisten Fällen nicht notwendig, da sich das Impingement mit Hilfe von Physiotherapie und Heimtraining gut in den Griff bekommen lässt. Eine Option ist eine Operation aber immer dann, wenn Physiotherapie und medikamentöse Behandlung nicht zu den gewünschten Ergebnissen führen. Auch wenn die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen trotz konservativer Behandlung zunehmen oder die Lebensqualität dauerhaft einschränken, ist eine Operation empfehlenswert. Auch wenn Du berufsbedingt auf eine voll funktionsfähige Schulter angewiesen bist, bietet sich ein Eingriff an. Der Eingriff selbst erfolgt in den meisten Fällen minimalinvasiv im Rahmen einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie).
Impingement Syndrom – Vorbeugen
Da es für die Entstehung zahlreiche mögliche Ursachen gibt, kannst Du dem Schulterimpingement nur bedingt vorbeugen. Das Risiko kannst Du mit Hilfe von gezieltem Muskelaufbautraining für die Rotatorenmanschette jedoch deutlich senken. Die folgenden Übungen kannst Du dementsprechend sowohl zur Prophylaxe als auch zur Nachbehandlung nach der Akut-Phase des Impingements einsetzen. Isometrische Außenrotation Setze Dich gerade auf einen Stuhl und winkle Deinen rechten Arm im 90-Grad-Winkel an. Lege Deinen Arm eng an Deinen Oberkörper an und achte darauf, dass Deine Handfläche nach innen gedreht ist. Gib nun mit Deiner linken Hand von außen Druck auf Deinen rechten Unterarm. Am besten in Höhe des Handgelenks. Drücke mit Deinem rechten Unterarm gegen den Widerstand. Achte aber darauf, dass sich Deine Schulter dabei nicht nach oben bewegt oder verkrampft. Halte die Position 10-20 Sekunden und lege dann eine Pause von 20 Sekunden ein. 10-15 Wiederholungen pro Arm sind absolut ausreichend. Oberarmspannung Setze Dich auf einen Stuhl und winkle Deinen rechten Arm im 90-Grad-Winkel an und drehe Deine Handfläche zur Decke. Gibt nun mit der anderen Hand von oben Druck auf Deinen rechten Unterarm. Halte mit Deinem Unterarm dagegen, indem Du diesen in Richtung Decke drückst. Achte darauf, dass sich Deine Schulter während der gesamten Übungen nicht bewegt. Halte die Spannung 10-20 Sekunden. Wiederhole die Übung nach einer Pause von 20 Sekunden. Führe mit jedem Arm 10-15 Wiederholungen aus. Abduktionsspannung Stelle Dich in etwa schulterbreit seitlich an eine Wand oder in einen Türrahmen. Spreize nun Deinen rechten Arm in Richtung Wand ab, sodass Dein Handrücken die Wand berührt. Idealerweise beträgt der Winkel zwischen Arm und Oberkörper 45 Grad. Übe nun Druck gegen die Wand aus und halte die Spannung für 10-20 Sekunden. Achte darauf, dass Du den Druck nur mit dem Handrücken und nicht mit den Fingern ausübst. Lege nach jeder Wiederholung 20 Sekunden Pause ein. Absolviere 8-10 Wiederholungen pro Arm.