Unser Physiotherapeut empfiehlt
- In den meisten Fällen eines HWS Syndroms ist keine spezifische Therapie nötig, da die Selbstheilungstendenz sehr hoch ist
- Im Fokus sollte zunächst die Lockerung der Muskelverspannungen stehen – Hierzu eignen sich Massagebälle, Triggerpunkt-Massagestäbe und Faszienrollen mit Wirbelsäulen-Aussparung
- Die Lockerung der Muskulatur kann zusätzlich durch eine Wärmebehandlung erfolgen --> Hierzu eignen sich Wärmesalben oder Wärmepflaster
HWS-Syndrom – Definition
Das Halswirbelsäulen-Syndrom, kurz HWS-Syndrom genannt, beschreibt ein umfangreiches Beschwerdebild im Bereich von Hals und Nacken, das sich auch auf andere Regionen des Körpers ausweiten kann. Die Ursache liegt dabei im Bereich der sieben Halswirbel (C1 bis C7), wobei sich ein relativ unspezifisches Beschwerdebild mit vielschichtigen Symptomen ergibt. Diese reichen von Nacken- und Rückenschmerzen bis hin zu Missempfindungen und Lähmungserscheinungen.
Ursächlich ist oftmals eine Schädigung oder Reizung der entsprechenden Nervenwurzeln im Bereich der HWS. Typischerweise klassifizieren Mediziner das Halswirbel-Syndrom (Zervikalsyndrom) nach seiner möglichen Ursache in funktionelle, degenerative und posttraumatische Erscheinungsformen. Das HWS-Syndrom kann aufgrund seiner zahlreichen möglichen Ursachen unabhängig von Geschlecht und Alter in allen Bevölkerungsgruppen auftreten. Während sich die meisten Fälle auf harmlose Auslöser zurückführen lassen, sind schwerwiegendere Krankheitsbilder nur für weniger als 1 Prozent aller Fälle verantwortlich.
Was tun bei Schmerzen und Verspannungen durch HWS Syndrom
Die lokale Injektion von schmerzstillenden Stoffen (Lokalanästhetika) durch einen Arzt ist nur in schwereren Fällen notwendig.
Insbesondere bei schweren Verhärtungen kommen muskelentspannende Wirkstoffe zum Einsatz. Zu diesen sogenannten Muskelrelaxantien gehören unter anderem Tetrazepam, Methocarbamol und Diazepam. Ferner kannst Du die Lockerung der Muskulatur auch durch sanfte Massagen und eine Wärmebehandlung fördern. Für Letzteres empfiehlt sich der Einsatz von erwärmten Kirschkernkissen, wärmenden Salben, Wärmepflastern oder Rotlicht. Entspannende Maßnahmen wie Yoga, Progressive Muskelrelaxation, Akupunktur
HWS-Syndrom – Ursachen
Ähnlich wie beim LWS-Syndrom sind die Ursachen für die wahrgenommenen Schmerzen und neurologischen Beschwerden sehr vielseitig. Am häufigsten geht die Ursache für das Halswirbel-Syndrom jedoch auf eine degenerative Veränderung der Wirbelsäule zurück. In einem solchen Fall sprechen Mediziner von einem degenerativen Zervikalsyndrom. Diese Verschleißerscheinungen treten insbesondere bei älteren Patienten infolge altersbedingter Veränderungen der HWS auf. Aber auch Sportler, deren Halswirbelsäule besonders stark beansprucht wird, können infolge eines verfrühten Verschleißes ein HWS-Syndrom entwickeln.
Zu den typischen degenerativen Ursachen gehört beispielsweise die Bildung von knöchernen Vorsprüngen an den Wirbelkörpern (Osteophyten), die Druck auf die dort gelegenen Nerven und Nervenwurzeln abgeben. Weitere degenerative Ursachen sind Veränderungen der Wirbelgelenke (Facettensyndrome), Veränderungen der Knorpelstrukturen (Osteochondrose) oder eine Spondylose. Selten geht die Symptomatik auch auf einen Bandscheibenvorfall zurück.
HWS-Syndrom durch Fehl- und Dauerbelastung
Eine typische Ursache für das funktionelle Halswirbel-Syndrom sind Verspannungen im Bereich der Nackenmuskulatur, die zu den charakteristischen Nackenschmerzen führen. Die Ursachen für die Verspannungen sind ebenfalls vielfältig. In der Regel ist eine dauerhafte Fehlhaltung bzw. Fehlbelastung die Wurzel des HWS-Syndroms. Dahinter stecken meist Haltungsfehler infolge eines zu stark eingerundeten Rückens bei der Arbeit am Schreibtisch sowie generell im bewegungsarmen Alltag.
Infolge des Rundrückens im Bereich der Brustwirbelsäule (BWS) muss die Halswirbelsäule weiter aufgerichtet werden, um einen geraden Blick nach vorne zu ermöglichen. Das wiederum setzt neben der oberflächlichen Nackenmuskulatur auch die zahlreichen kleinen Muskeln zwischen den Wirbelkörpern unter Stress. Schmerzhafte Muskelverspannungen sind die Folge. Eine weitere Ursache für die Entstehung der schmerzauslösenden Muskelverspannungen ist auch Stress selbst.
HWS-Syndrom durch Schleudertrauma
Die Hauptursache für das traumatische HWS-Syndrom ist das sogenannte Schleudertrauma (HWS-Distorsion). Dieses tritt am häufigsten bei Auffahrunfällen auf. Infolge des abrupten Abbremsens kommt es hier zu einer starken Überstreckung der Nackenmuskulatur. Diese reagiert auf die Überstreckung mit heftigen Verspannungen, die bis in den Rücken und die Schultern reichen können. In vielen Fällen treten die Verspannungen mit einigen Tagen Zeitverzögerung auf.
Weitere potentielle Ursachen für das Halswirbelsäulen-Syndrom
- Unnatürliche Kopflagerung im Schlaf
- Chronische entzündliche Prozesse durch rheumatische Erkrankungen (z.B. Rheuma)
- Akute entzündliche Prozesse im Bereich der HWS
- Halswirbelblockade (Segmentale Dysfunktion)
- Eine vorangegangenen Operation an der Wirbelsäule
- Psychische Belastungen wie Depressionen, Angstzustände etc.
- Zugluft
- Gutartige und bösartige Tumore
HWS-Syndrom – Symptome
Ebenso wie beim LWS-Syndrom und dem BWS-Syndrom können beim Halswirbelsäulen-Syndrom unterschiedlichste diffuse Symptome auftreten. Manchmal verläuft es zu Beginn sogar völlig symptomfrei, wobei die Beschwerden mit der Zeit schleichend zunehmen. Das Hauptsymptom sind jedoch schwer zuzuordnende Nacken- und Rückenschmerzen, die von Patienten oft als dumpf beschrieben werden. In manchen Fällen strahlen die Schmerzen auch in die Schultern und die Arme aus. Ob die Schmerzen auch in Ruhe auftreten oder nur bewegungsabhängig sind, unterscheidet sich von Fall zu Fall. Oftmals verstärken sich die Schmerzen jedoch beim Drehen des Kopfes.
Hinzu kommen spürbare Muskelverhärtungen (Myogelose) infolge einer zugrundeliegenden Verspannung. Diese kannst Du im Bereich des Trapezmuskels (Musculus trapezius), der Schulter sowie im Bereich der seitlichen Halsmuskulatur besonders gut ertasten. Bei sehr starken Verspannungen sind auch schmerzhafte Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule möglich. Nicht zu verwechseln ist die verspannungsbedingte Bewegungseinschränkung mit einer echten Halswirbelblockade.
Weitere Symptome des HWS-Syndroms
- Missempfindungen wie Kribbeln oder Ameisenlaufen (sofern Nerven-/Wurzeln betroffen sind)
- Kopfschmerzen, Spannungskopfschmerzen (vor allem im Bereich des Hinterkopfs)
- In seltenen Fällen Lähmungserscheinungen (Parese) im Bereich der Arme
- Einsetzender Schwindel
- Auftreten von Sehstörungen
- Zeitweise anhaltende Ohrgeräusche (z.B. Tinnitus)
HWS-Syndrom – Behandlung
Da gerade die neurologischen Symptome auch zahlreiche andere Ursachen vom Bandscheibenvorfall bis zur Hirnhautentzündung haben können, empfehlen wir in einem solchen Fall dringend die Abklärung der Symptome bei einem Arzt. Von der letztlichen Diagnose hängt schließlich auch die Behandlung ab. Glücklicherweise ist nur in den wenigsten Fällen (z.B. bei Bandscheibenvorfällen, Rheuma, degenerativen Veränderungen der Wirbelkörper etc.) eine umfangreiche ärztliche Therapie notwendig.
Physiotherapeutische Maßnahmen
Zur Lösung der Muskelverspannungen sowie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit der Halswirbelsäule ist professionelle Physiotherapie eine wichtige Behandlungsmaßnahme. Meist handelt es sich dabei um eine Kombination aus gezielter Nervenmobilisation, Triggerpunktmassagen und sogenannten Deep Friction-Techniken mit krankengymnastischen Übungen zur Mobilisation sowie zur Kräftigung der Nacken- und Rückenmuskulatur.
Ruhigstellung der HWS bei akutem Halswirbel-Syndrom
Achtung: Die Ruhigstellung der Halswirbelsäulen wird heute nur noch bei einem akuten HWS-Syndrom z.B. infolge eines Verkehrsunfalls mit Hilfe einer Halskrause vorgenommen. Diese entlastet die HWS auf mechanische Weise und soll die Muskulatur entspannen. Da die Ruhigstellung die Muskulatur bei zu langer Anwendung jedoch noch weiter schwächt, sollte die HWS nur so lang wie unbedingt nötig ruhiggestellt werden.
So kannst Du dem Halswirbelsäulen-Syndrom vorbeugen
Glücklicherweise kannst Du selbst einiges tun, damit es erst gar nicht zu einem HWS-Syndrom kommt. Das Spektrum reicht von der ergonomischen Einrichtung des Arbeitsplatzes bis zur Teilnahme an einer Rückenschule.
Gestalte Deine Lebensweise aktiver und vermeide zu langes passives Sitzen.
Stehe während der Arbeit zeitweise vom Schreibtisch auf und nutze die Zeit für ein kurzes Stretching.
Richte Deinen Arbeitsplatz ergonomisch ein, indem Du unter anderem auf die für Deinen Körper optimale Sitzhöhe und Bildschirmeinstellung achtest.
Verwende einen ergonomischen Bürostuhl mit Lordose- und Kopfstütze.
Versuche, wann immer es möglich ist, im Stehen zu arbeiten.
Lerne frei nach dem Motto: „Bauch rein, Brust raus“ auf deine Körperhaltung zu achten.
Die Teilnahme an einer Rückenschule kann Dir dabei helfen, an Deiner Haltung zu arbeiten.
Kräftige Deine gesamte Rücken- und Nackenmuskulatur.
Treibe Sportarten, die einen Großteil Deines Körpers beanspruchen und durch die auftretende Wechseldruckbelastung auch die Nährstoffversorgung der Bandscheiben verbessern. Ideal sind beispielsweise Joggen und Schwimmen.
Übung für eine starke HWS
Die folgende Übung ist ideal für die Kräftigung der Nacken- und Halsmuskulatur geeignet und trägt damit einen wichtigen Teil zur Prophylaxe des HWS-Syndroms bei. Und das Beste daran ist, dass Du die Übung auch ganz bequem in ein paar Minuten zwischen durch am Schreibtisch durchführen kannst.
Setze Dich aufrecht hin, bilde mit der einen Hand eine Faust und umschließe diese mit Deiner anderen Hand.
Drücke nun mit den ineinandergelegten Händen unter Dein Kinn und halte mit Deinem Kopf dagegen. Halte die Spannung für 10-20 Sekunden und lasse dann locker.
Lege nun eine Hand mit Druck seitlich an Deinen Kopf. Halte auch hier mit dem Kopf für 10-20 Sekunden dagegen. Wechsle danach die Seite.
Bleibe weiterhin in einer aufrechten Haltung und drücke deine flache Hand auf die Stirn. Halte mit dem Kopf abermals für 10-20 Sekunden dagegen.
Abschließend verschränkst Du die Arme hinter dem Kopf und übst auch hier einen Gegendruck mit dem Kopf aus.
Hast Du den kompletten Zirkel einmal durchlaufen startest Du den nächsten Durchgang. Je nachdem, wie viel Zeit Du hast, sind 3-6 Wiederholungen empfehlenswert.