Was ist Bruximus
Unter dem Zähneknirschen (auch: Bruxismus oder Zähnepressen) versteht man das unwillkürliche Aufeinanderpressen der Zähne, ohne dass damit eine zweckdienliche Funktion wie etwa das Kauen verbunden ist. Ähnlich wie das Schnarchen tritt das Zähneknirschen in der Regel nachts auf, sodass Du selbst davon nicht unbedingt etwas mitbekommst. Das deutlich hörbare Zähneknirschen ist ebenso wie das Schnarchen aber nicht nur eine Belastung für Deinen Partner bzw. Deine Partnerin, sondern ist oft auch mit Schmerzen verbunden und kann zu schweren Zahnschäden führen. Beim Zähneknirschen, das sowohl als Dauerdruck als auch in Form rhythmischer Kaubewegungen auftreten kann, lastet ein extremer Druck auf den Zähnen, dem Kiefer und den Kiefergelenken. Dieser kann durchaus dem Zehnfachen des normalen Kaudrucks entsprechen. Werte von 450 bis 500 Kilogramm pro Quadratzentimeter sind durchaus möglich. Je nach Ausprägung dauert das Zähneknirschen zwischen wenigen Minuten und bis zu 45 Minuten am Tag. Besonders häufig betroffen sind Menschen zwischen 20 und 40. Mediziner unterscheiden zwischen mehreren Formen des Bruxismus. Nocturnaler Bruxismus: Nächtliches Zähneknirschen ist die mit Abstand häufigste Form des Bruxismus. Dabei tritt das Zähnepressen nur nachts auf, wobei allerdings ein sehr hoher Kaudruck erzeugt wird, der aufgrund der niedrigeren Schmerzschwelle am Tag nicht erreicht werden könnte. Das Risiko für Zahnschäden ist entsprechend hoch. Diurnaler Bruxismus: Der lediglich tags auftretende Bruxismus ist eine sehr seltene Form des Zähneknirschens. Dabei kommt es lediglich zum starken Zusammenpressen des Kiefers. Zentrischer Bruxismus: Unter zentrischem Bruxismus versteht man eine Form des Zähneknirschens, bei der Menschen ihre Zähne dauerhaft unbewusst sehr stark zusammenpressen. Exzentrischer Bruxismus: Bei der exzentrischen Form werden die Zähne nicht primär mit hohem Druck aufeinandergepresst, sondern gegeneinander gerieben. Primärer und sekundärer Bruxismus: Ferner unterscheiden Mediziner die Arten des Zähnepressens anhand möglicher Ursachen. Während sich für das primäre Zähneknirschen keine medizinische Ursache finden lässt, liegt beim sekundären Bruxismus ein benennbarer Auslöser zugrunde. Dabei handelt es sich etwa um Schlafstörungen sowie psychiatrische oder neurologische Störungen.
Zähneknirschen – Ursachen
Für die Entstehung von Zähneknirschen gibt es zahlreiche mögliche Ursachen, wenngleich Bruxismus selbst wissenschaftlich noch vergleichsweise schwach untersucht ist. Von führenden Medizinern wird Stress als besonders häufige Ursache für Zähneknirschen angeführt. Laut Statistiken soll jeder Zweite auf verschiedenste alltägliche Stressfaktoren mit Zähneknirschen reagieren. Bei gut 20 Prozent aller Betroffenen entwickelt sich darauf ein dauerhaftes Zähneknirschen. Interessant: Ausgerechnet die Archäologie liefert Unterstützung für die Theorie über den Zusammenhang von starkem Stress und dem Bruxismus. An tausenden Skeletten gefallener Soldaten aus etlichen Jahrhunderten fand man durch hohen Kaudruck in Mitleidenschaft gezogene Zähne. Man geht davon aus, dass es sich um eine extreme Form des diurnalen Bruxismus handelt, bei dem das Zähneknirschen dem Stressabbau dient, während sich die Männer im Gefecht in Todesangst befanden. Auch Störungen beim Zusammenbiss des Kiefers wie nicht passende Kronen, fehlende Zähne oder Zahnfehlstellungen können ein Auslöser für Bruxismus sein. Hinzu kommen Risikofaktoren wie erhöhter Alkohol-, Nikotin- und Koffeinkonsum sowie diverse Formen von Schlafstörungen (z.B. Schlafapnoe-Syndrom).
Zähneknirschen als Begleiterscheinung verschiedener Krankheiten
Darüber hinaus tritt das charakteristische Zähneknirschen auch im Rahmen verschiedener Krankheitsbilder auf. Typische Beispiele sind etwa nächtliche Epilepsie, Chorea Huntington, Parkinson oder das Restless-Legs-Syndrom. Auch Minderdurchblutungen des Gehirns oder Blutungen im Gehirn können mit Zähneknirschen einhergehen.
Zähneknirschen – Symptome
Oftmals bekommst Du es selbst gar nicht mit, dass Du mit den Zähnen knirschst. Das ist vor allem bei nächtlichem Bruxismus der Fall. Häufig ist es der Partner bzw. die Partnerin, die auf das Knirschen aufmerksam macht. Anhand einiger Symptome kannst Du aber auch selbst erkennen, ob Du nachts eventuell mit den Zähnen knirschst. Erste Anhaltspunkte gibt Dir dabei Dein Kieferapparat mit einigen möglichen Anzeichen wie unter anderem: An einigen Zähnen haben sich im Zahnschmelz Risse und Aussprengungen gebildet. Einige Zähne weisen glatt polierte Schliffflächen auf. In Wange und / oder Zunge befinden sich nach dem Aufwachen Eindrücke Deiner Zähne. Deine Kaumuskulatur ist verhärtet und druckempfindlich. Deine Zähne sind gegenüber Heißem, Kaltem, Süßen etc. sehr empfindlich. Du hast morgens einen steifen Kiefer und die Kaumuskulatur fühlt sich müde an. Du merkst selbst, dass Du die Zähne am Tag deutlich aufeinanderpresst. Du reibst die Zahnflächen Deiner Schneidezähne unwillkürlich übereinander. Du hast häufiger Kiefer- und Kopfschmerzen. Sollten einige dieser Symptome zutreffen, ist es Zeit für einen Besuch beim Zahnarzt. Dieser sollte sich die Zustand und die Lage der Zähne unbedingt anschauen, um weitere Schäden zu verhindern und die vorhandene Zahnsubstanz sowie den Halteapparat zu schützen.
Zähneknirschen – Behandlung
Für das Zähneknirschen existieren zahlreiche Therapieansätze. Im Zentrum steht zunächst die Aufklärung des Patienten über das Zähneknirschen, dessen Ursachen und die Folgen. Darauf aufbauend bekommst Du von Deinem Zahnarzt eine Anleitung zur Selbstbeobachtung an die Hand. Darüber hinaus wird für Dich eine passende Aufbissschiene (Knirschschiene) gefertigt. Abhängig von Form und Ursache des Knirschens sind weitere Maßnahmen wie die Beseitigung von Zahnfehlstellungen, der Abschliff von Störkontakten an den Zähnen sowie die Behandlung etwaiger Grunderkrankungen möglich und notwendig. Weitere Therapieansätze umfassen die hypnotherapeutische Behandlung (Hypnose) sowie spezielle Biofeedback-Methoden. Hierbei bekommst Du beispielsweise eine Sonde in den Kaumuskel eingesetzt, der die Spannung misst und dir z.B. über ein akustisches Signal ein aktives Feedback darüber gibt. Auf diese Weise lernst Du, das Zähneknirschen bewusst wahrzunehmen und kannst den Impuls willentlich unterbrechen. Mit Hilfe dieses Trainings soll das Gehirn über eine sogenannte Generalisierung lernen, den Kauimpuls später auch ohne Biofeedback zu unterbrechen.
Das kannst Du selbst gegen Zähneknirschen tun
Glücklicherweise gibt es einige Dinge, die Du selbst gegen das Zähneknirschen tun kannst. Dabei geht es vor allem um Entspannung und Stressabbau. Finde Zeit für Entspannung: Alltäglicher Stress bleibt oft unbemerkt und äußert sich unterschwellig durch körperliche Reaktionen wie Zähneknirschen. Achte daher darauf, dass Du für Dich einen persönlichen Ausgleich durch Rituale schaffst. Ganz gleich, ob Sport in der Natur, Yoga, Achtsamkeitsmeditation oder ein entspannendes Bad. Mehr zu den Vorteilen der Achtsamkeit bzw. Mindfulness erfährst Du in unserem Artikel. Sorge für optimalen Schlaf: Ein erholsamer Schlaf kann sich positiv auf den Bruxismus auswirken. Gönne Dir daher regelmäßig 6-8 Stunden Schlaf und achte auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus. Eine Schlafmaske, eine passende Matratze sowie ein angepasstes Kopfkissen können Dir dabei helfen, besser zu schlafen und die Spannung in der Hals-, Nacken- und Kiefermuskulatur zu reduzieren. Lerne Deine Kiefermuskulatur zu entspannen: Achte bewusst darauf, dass Dein Unterkiefer tagsüber entspannt ist. In der entspannten Position berühren sich die Lippen aber nicht die Zähne. Schone Deinen Kauapparat: Deine Kiefermuskulatur ist durch das Knirschen ohnehin bereits stark belastet. Entlaste Sie, indem Du auf schwierig zu kauende Lebensmittel wie Rohkost oder harte Brotrinde verzichtest. Auch ständiges Kaugummikauen ist kontraproduktiv.
Mit Kiefergymnastik gegen das Zähneknirschen
Mit den folgenden Übungen kannst Du Deine Kiefermuskulatur trainieren, um diese langfristig zu entspannen. Öffne Deinen Mund langsam und versuche die Mundöffnung dabei so groß zu machen, wie du kannst. Schließe den Mund wieder ebenso langsam, wobei sich nur die Lippen leicht berühren, nicht aber die Zähne. Achte darauf, dass das Öffnen und Schließen in einer fließenden Bewegung abläuft. Positioniere Deinen Handrücken unter dem Kinn. Drücke nun Deinen Unterkiefer langsam nach unten und übe mit Deiner Hand ein wenig Widerstand aus. Halte die Spannung für einige Sekunden und lass anschließend locker. Lege Deine Handfläche seitlich auf den lockeren Unterkiefer. Drücke den Unterkiefer nun langsam gegen den Widerstand der Hand zur Seite. Halte die Spannung für einige Sekunden und lass dann locker. Führe die Übung mehrmals auf beiden Seiten des Unterkiefers aus. Achte darauf, dass Dein Unterkiefer ein Stück weit geöffnet ist, sodass Deine Zähne nicht übereinander schleifen.